Nachhaltigkeit im Tourismus

Solarenergie, Vertikalgärten und Toiletten mit Regenwasser: Immer mehr Hotels geben sich umweltbewusst. Nachhaltigkeit kommt an - und muss keineswegs teuer erkauft sein. Doch was ist Nachhaltigkeit und wie lässt sich diese in "mehr Gäste" und besseren Ertrag verwandeln? Hier erhalten Sie Tipps und Informationen auch zu Fördermitteln. Dieses Angebot ist eine Initiative der tietz&schreiner Unternehmensberatung GmbH unter Einbindung weiterer Partner, weitere Informationen hierzu finden Sie unter "Team".


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Mittwoch, 20. April 2016

Nachhaltigkeit im Budget Segment


Dem Thema Nachhaltigkeit wird oft unterstellt, dass es nur im Hochpreissegment umsetzbar ist.
Ich habe mich im Budgetsegment umgeschaut und vom ersten Schritt bis zur Umsetzung eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitskonzeptes erfolgreiche Beispiele gefunden. (Es gibt sicher noch mehr- kein Anspruch auf Vollständigkeit, d.Red.)
 
Nachhaltigkeit in Hostels - Kostensenkung oder Überzeugung
In Hostels, finden wir, wie z.B. bei den A&O Hostels mit der sogenannten „Eco Reinigung“ erste Ansätze für einen bewussten Umgang mit Reinigungsmitteln. Die reduzierte Bleibe-Reinigung der Zimmer kritisieren allerdings  Hotelexperten, da damit aus ihrer Sicht der Reinigungsstandard nicht hoch genug ist. Die Betreiber argumentieren mit der Angemessenheit im Segment und dem Ökologie Gedanken. Die Kostenersparnis ist sicher ebenfalls ein Motiv, aber am Ende, wissen wir, entscheiden die Gäste, ob und welche weiteren Schritte folgen.

Jugendherberge und Umweltschutz
Diese Thema ist nicht mein erster Gedanke, wenn ich an Jugendübernachtungen denke und doch setzen die „Umweltjugendherbergen“ seit Jahren ein Konzept mit umweltpädagogischen Themen, regionalem, saisonalem und ökologischem Lebensmitteleinkauf, nachhaltigem Umgang mit Ressourcen und transparente CO2 Bilanzen. Hier wird allerdings auch mit sog. Kompensationsleistungen gearbeitet, um die CO2 Bilanz auszugleichen, da die sonst notwendigen Investitionen häufig das Budget überschreiten.
Im letzten Jahr wurde zudem die Pilotphase des DJH Nachhaltigkeitskonzeptes im Landesverband Unterweser-Ems erfolgreich abgeschlossen. Mit der Entscheidung weiterer 12 Landesverbände, sich diesem Konzept anzuschließen sind die DJH in diesem Segment federführend in der Realisierung einer ganzheitlichen, nachhaltigen Organisation und wurden hierfür bereits 2014 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.

Nachhaltigkeit in Kettenhotellerie - Budgetsegment
Gehen wir in die Kettenhotellerie können erste Nachhaltigkeitsbemühungen zum Beispiel in der
Accor Gruppe mit der Initiative Planet 21, auch im Budget-Segment nachvollzogen werden. Hier wird von 7 Kategorien: Gesundheit, Natur, Emission, Innovation, Region, Arbeitsplatz und Dialog ausgegangen und das Nachhaltigkeitskonzept bereits breiter gefasst. Die realisierten Maßnahmen reichen dann unter Anderem von ökologischen Ausstattungen und Reinigungsmitteln, über Präventionsmaßnahmen für Mitarbeiter bis zur Nutzung erneuerbarer Energien. Inwiefern dies bereits buchungsrelevant für Gäste ist, ist bisher nicht verifiziert.

Nachhaltigkeit als buchungsrelevantes Kriterium 
In den gängigen Buchungsportalen gibt es bisher kein Kriterium „Nachhaltigkeit“, bzw. dies bei Gästen vor Ort abgefragt wird, sondern lediglich einzelne Gästemeinungen, die dies berücksichtigen. Auch hier ist es noch ein weiter Weg und Gäste werden bekanntermaßen nicht gern missioniert. Dies konnten schon bei diversen Studien zum Thema gesunde Ernährung bewiesen werden. Nur wer als Gast ohnehin Wert auf biologisch angebaute Produkte oder eine vegetarische Ernährung legt, wird diese Leistung auch als buchungsentscheidendes Kriterium anlegen. Auch wenn aus den Ergebnissen der Reiseanalyse, RA online, 11/2013 hervorgeht, dass 61% der deutschsprachigen Bevölkerung gern ihre Urlaubsreise nachhaltiger gestalten würden und es bereits 22% tun. Hier klaffen, aus meiner Sicht, Wunsch und Wirklichkeit, und die ggf. damit einhergehenden Einschränkungen in Art und Auswahl des Urlaubszieles, gewaltig auseinander.
Wenn wir davon ausgehen, dass ein Drittel der westlichen Bevölkerung zu den sog. LOHAS zählen und damit Gesundheit und Nachhaltigkeit zu ihren Werten zählen und diese auch in Lifestyleangeboten realisiert wissen wollen, wissen wir jedoch, wie groß das Gastpotential für nachhaltige Gastgeber theoretisch ist.  

Corporate Social Responsibility in der Tagungshotellerie
Wenn wir in das Segment der Tagungshotellerie schauen, geht es sogar soweit, dass, wie im Scandic Hotel, Beschwerden eingehen, weil Tische zum Frühstück nicht mehr eingedeckt sind und der Grad der Selbstbedienung vergleichbar wird mit dem im Budget-Hotel Segment. Gäste verstehen, trotz intensiver Aufklärungsbemühungen
Aufklärung durch Beschilderung an Grünpflanzen

oft nicht, warum sie persönlich zu einem Verzicht aus ihrer Sicht genötigt werden. Es interessiert diese Gäste dann nicht, um wieviel die Belastung mit Schadstoffen durch weniger Weißwäsche sinkt und damit die Umwelt geschont wird, weil ihr eigenes Verantwortungsbewusstsein hier nicht greift. So wird zwar den CSR Richtlinien vieler Organisationen Genüge getan- der einzelne Gast bleibt jedoch manchmal unzufrieden zurück.
Deshalb gehen einige andere Gastgeber wieder dazu über mit sog. Kompensationsleistungen zu arbeiten, um die CO2 Bilanz entsprechend zu regulieren. Um im hart umkämpften Tagungsmarkt bestehen zu können, lassen sich viele Gastgeber auf Kompromisse bzw. eine Differenzierung in den zielgruppengerechten Angeboten und einen unterschiedlichen Grad von Nachhaltigkeit ein. Inwiefern dies dann als sog. Greenwashing angesehen wird, muss meiner Meinung nach jeder für sich entscheiden. Die grundsätzliche Herausforderung im Thema Nachhaltigkeit besteht in der Umsetzung der theoretischen Inhalte und deren Akzeptanz durch Gäste und Mitarbeiter. Wenn Nachhaltigkeit nicht gelebt wird, kann der Inhalt theoretisch noch so gut gedacht sein, die Realität wird diese nicht abbilden. Inwiefern bei Kompensationsleistungen für CO2 -ilanzen, reduziertem Reinigungsmitteleinsatz, teilweiser Verarbeitung regionaler und biologisch angebauter Lebensmittel, ergänzenden Ökostromnutzungen überhaupt von Nachhaltigkeit gesprochen werden kann, darüber lässt sich trefflich streiten. Jedoch der erste Schritt ist bekanntermaßen einer der schwersten… und es sollten weitere folgen!

Montag, 28. März 2016

Nachhaltigkeit in Jugendherbergen - das geht doch gar nicht, oder doch?

Ein Besuch in der ersten CO2 neutralen Jugendherberge in Brilon

Anlässlich einer Fortbildung für Nachhaltige Bildung der Deutschen Jugendherbergen für die Teilnehmer des Bundesfreiwilligendienstes komme ich nach Brilon - in den Wald mit so guter Luft, dass Flechten an Bäumen, Gebäuden und Moose auf Steinen wachsen, so dass ich trotz des Regens gleich einen Spaziergang ums Haus mache.
 
An der Rezeption begrüßt mich dann Ulrich Wenken herzlich mit einem Lächeln und wir kommen gleich ins Gespräch.
Im nächsten Jahr haben Wenkens ihr 30 jähriges Jubiläum als Herbergseltern und damit die besten Voraussetzungen, um Nachhaltigkeit mit Spaß und Freude zu vermitteln. „Wir haben uns damals (1992) für die Leitung hier beworben, weil es eine Umwelt-Jugendherberge ist und das genau unser Ding ist.“ sagt mir Herr Wenken. Heute ist die Jugendherberge Brilon mit dem Viabono Zertifikat und dem Deutschen lokalen Nachhaltigkeitspreis 2011 ausgezeichnet.
Das Ziel des umweltpädagogischen Gesamtkonzeptes der Jugendherberge ist es vor Allem praktische Inhalte zu vermitteln: …“Ein Lächeln und dann ein Nachdenken! Die Kinder (und Erwachsenen) begeistern- ihnen zeigen was es neben Gänseblümchen und Regenwürmern noch in der Natur zu entdecken gibt, warum und wie man die Umwelt, und damit auch sich selbst, vor ungewollten Einflüssen schützen kann, das sind die wichtigen Inhalte.“ wie Dorothee Wenken meint.
 
Und wenn man hier übernachtet, versteht man, was es heißt Herbergseltern  zu haben. Eine aussterbende Berufsbezeichnung, wie Frau Wenken betont, die jedoch gut die engagierte und mutige, geduldige und strebsame Arbeitsweise, den höchsten Anspruch an sich selbst und das Zuhause auf Zeit beschreibt, wie ich finde. Einfach um Alles kümmern, wie zu Hause eben… Das, und dass jeder sein Geschirr wegräumt, den Tisch abwischt und (meist) leise in Hausschuhen zum Zimmer geht, ist wohl wie zu Hause.
Ansonsten ist hier für den Einen oder Anderen sicher Einiges anders: es werden viele vegetarische  und auch vegane Gerichte angeboten. Das ist dann ein Abenteuer für den Gaumen, in dem man ausprobiert, ob es auch ohne Fleisch schmeckt. Mir hat es besonders die `Brilonese´ – eine Tomatensauce nach hauseigenem Rezept- angetan. Die Zutaten der Gerichte sind, soweit möglich, aus biologischem oder regionalem Anbau. „Wir wollen Lieferanten mit Gesicht, d.h. wir wollen die Produzenten kennen.“, so Frau Wenken, die mit ihrem Team die Rezepte weiterentwickelt, Reste gut verwertet, so dass wenig Abfall entsteht und so mit dafür sorgt, die Preise für Übernachtung und Verpflegung in der nachhaltigen Jugendherberge stabil zu halten. Ganz im Sinn der Nachhaltigkeit, teilt Dorothee ihr Wissen darüber in Netzwerken, wie zum Beispiel den Bio-Mentoren.
 
Ich erfahre noch, dass Kinder und Erwachsene immer wieder kreative Ideen für zu Hause mitnehmen, wie den Naschbalkon, auf dem Kräuter zum Probieren gezogen werden oder für die nächste Mutprobe in der Clique, wie man Brennnesseln richtig isst, ohne sich zu „verbrennen“. Und sie kommen wieder- mit ihren Familien und Freunden, um ihnen die Jugendherberge mit dem besonderen Etwas zu zeigen und dann kommt der Wunsch: „Kochen Sie uns dasselbe wie damals?“ Und dann gibt es den Brilon Burger mit der selbstgemachten Brilonese.

Zum Abschluss frage ich noch nach einem Wunsch für die Zukunft: ... " dass alle die Augen, die Ohren, die Nase, den
Mund und vor Allem das Herz auf machen!“
Wie sie das Beide alles schaffen, will ich noch wissen: „Uns trägt der Sinn des Ganzen - es geht um Kommunikation, die Begegnung, die Gemeinschaft und um das Anpacken.“

Vielen Dank für die Gastfreundschaft und das ausführliche Gespräch, das hier nur in Auszügen wieder gegeben werden konnte. (Susanne Lunow)
 
Die Fakten zur Jugendherberge:
CO2 neutraler Betrieb durch Ausgleichszahlungen und den Betrieb von:
Solarthermie Anlage (24.000 kwh)
Photovoltaik Anlage (3.200 kwh)
Regenwasser (14.000 l) - und Brauchwassernutzung
Energiesparlampen, Bewegungsmelder
Recyclingpapier und Großverpackungen
Und dem Einkauf von Bio- bzw. regionalen und fairen Lebensmitteln

-          Viabono Zertifikat bis 2016-02-09
-          Deutscher lokaler Nachhaltigkeitspreis 2011
-          Graslöwen Partner, Umwelt-, Fit Drauf und Familien-Jugendherberge, anerkannt durch das Deutsche Jugendherbergswerk
-          UN-Dekade 10 Jahre Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Anerkennung durch die UNESCO 2006-2016

Dienstag, 2. Februar 2016

Neues Coachingangebot "Nachhaltigkeit im Tourismus kompakt" - jetzt mit geringem Eigenanteil von EUR 600,- durch Förderung an.

Seit einiger Zeit bieten wir unsere Hilfestellung zum Thema "Nachhaltigkeit im Tourismus " an. 

Um die individuellen Prozesse  in Ihrem Unternehmen strategisch geplant "in Gang zu bringen" oder begonnene Prozesse zu unterstützen, bieten wir ab 1.2.2016 unser Coachingangebot "Nachhaltigkeit im Tourismus kompakt"

Unser Beratungsangebot können wir jetzt befristet und unter Einbindung von öffentlichen Fördermitteln zu einem geringen Eigenanteil von nur EUR 600,- netto (neue Länder, alte Länder/Berlin EUR 1.500,-)


Was beinhaltet das Angebot "Nachhaltigkeit im Tourismus kompakt"?

  • vorangehende Unterstützung bei der Beantragung der Beratungsförderung vor Projektbeginn;
  • nach Projektbeginn Analyse des individuellen Potentials durch regionale Angebote/Strukturen, Sekundäranalyse, Vorbereitung Beratungstermin;
  • Vor-Ort-Beratungstermin mit unseren Experten , bei dem mögliche individuelle Schwerpunkte und die Herangehensweise an das Thema Nachhaltigkeit definiert, diskutiert und in einem Maßnahmenplan  protokollarisch festgehalten werden. 
  • Erarbeitung eines strategischen Maßnahmenplans. Dieser gibt Ihnen einen sehr guten Einblick in das, was auf Sie und Ihr Unternehmen individuell zutrifft und zeigt Ihnen Ihr Potential zum Thema sowie einen "roten Faden"  für alle weiteren Schritte auf. Im Ergebnis ist dies die ideale Basis zur Umsetzung aller Prozesse;
  • Abschließende Präsentation/Diskussion der weiteren Schritte.

Bei Interesse erläutern wir Details gerne und freuen uns auf Ihren Anruf, hier zu den Kontaktdaten...

Montag, 7. Dezember 2015

Nachhaltigkeit in Brandenburg - ein Interview mit einem der Vorreiter: Michael Stober



Interview mit Geschäftsführer Herr Michael Stober, Landgut A. Borsig GmbH & Co Betriebs KG
(Susanne Lunow, 14.10.2015)

Nachhaltigkeit in Brandenburg 


Susanne Lunow: Herr Stober- Sie sind mit Ihrem Landgut A. Borsig vielfach zertifiziert und prämiert im Bereich Nachhaltigkeit in Tagung, Hotel und Gastronomie.
Man hört von Unternehmern immer wieder, wie schwierig es ist, Zulieferer zu finden? Wie war das für Sie zu Beginn, vor 8 Jahren?

Michael Stober: Wir hatten vor 8 Jahren nur einen Lieferanten: Terra Naturkost, der keine Spezifik in der Gastronomie, sondern nur im Einzelhandel hat. Recht schwierig waren hier auch die langen Lieferfristen.
Inzwischen haben wir uns ein eigenes Netzwerk aufgebaut. Jetzt bin ich einmal im Monat mit meinem Küchendirektor in der Gegend unterwegs und wir schauen uns Produzenten mit  artgerechter Tierhaltung an, wie zum Beispiel im Nachbarort die Merino Schafe -  hier kennt der Bauer jedes Schaf mit Namen - glückliche Tiere und gutes Fleisch. Wenn wir dies auf der Karte haben, fragen auch unsere Kunden nach, woher wir diese tolle Qualität haben.
Für uns sind gute Partner kleine ländliche Hersteller, die langfristig eine gute Dienstleistung bieten, wie Herr Querhammer aus Neu-Fahrland und seine Bio Galloway-Rinder oder unser Hauptlieferant für Biofleisch in Velten, die Charolais-Rinder aus dem südlichem Mecklenburg-Vorpommern verarbeiten und das Speisegut in Kladow für unser Gemüse.
Im Spätsommer lag unser Bioanteil bei fast 90 Prozent, aber noch stolzer sind wir auf die 60 Prozent Anteil an Regionalität.

Susanne Lunow: Wie kommunizieren sie den Unterschied an Ihre Gäste?

Michael Stober: Wir geben allgemein an, dass wir Zutaten vom Lieferanten XY verwenden, aber wir ordnen es nicht direkt dem Gericht zu, da wir alle 6 Wochen eine wechselnde Karte haben, aber diese zwischendurch nicht immer neu schreiben können, wenn der Lieferant einmal nicht die ausreichende Menge liefern kann. Dann müssen wir etwas von einem anderen Anbieter verwenden und ordern auch einmal Bioqualität beim Großlieferanten.
Und wenn am Wochenende ein ganzer Schwung Leute auf einmal kommt, kommunizieren wir vorher, dass wir alles frisch, ohne Geschmacksverstärker und ohne Fertigsoßen kochen und bitten um Verständnis für die längere Zubereitungszeit. Trotzdem gibt es manchmal Kritik von unseren Gästen an den langen Wartezeiten. Es gibt eben immer Vor- und Nachteile!




Susanne Lunow: Was kann ein KMU generell aus Ihrer Sicht in der Nachhaltigkeit leisten?

Michael Stober: Diese Frage haben wir uns auch gestellt. Wir hatten zwischenzeitlich zum Beispiel die Überlegung Mitglied im Verband der Bio-Hotels zu werden. Da es in der Region hier nichts gibt, wäre das sehr willkommen gewesen. Aber die Forderung innerhalb von einem Jahr auf 100 Prozent Bio umzustellen, hätte uns in `Schönheit sterben lassen´, denn 90 Prozent unserer Tagungsgäste legen keinen großen Wert darauf. Wir wären damit auch ca. 20 Prozent teurer und nicht mehr wettbewerbsfähig. Daher bieten wir im Tagungsbereich nur auf Wunsch Bio an. Unser Hotel ist allerdings Bioland zertifiziert.
Im MICE Bereich haben wir das Augenmerk auf die Hardware gerichtet. So sind wir bereits seit 2013 CO2 frei zertifiziert. Unsere Kompensationsleistung beträgt lediglich 2100 Euro. Das zahlt man sonst, wenn man in Berlin eine Dönerbude ausgleichen will.


Susanne Lunow: Das ist für Ihre Betriebsgröße* besonders beachtlich. (*10 000 Quadratmetern Nutzfläche, 256 Betten, 20 000 Quadratmetern Außenfläche, 25 Tagungsräumen und 4 Küchen)
Wie haben Sie dies erreicht?
 
Michael Stober: Für größere Veranstaltungen empfehlen wir zum Beispiel das Veranstaltungsticket der Deutschen Bahn für eine CO₂-freie Anreise mit 100% Ökostrom. Und viele unserer Mitarbeiter kommen aus Überzeugung mit dem Rad zur Arbeit.
Außerdem haben wir von Anfang an, auf den Aspekt der Nachhaltigkeit bei diesem Projekt geachtet, trotz der hohen Auflagen durch den Denkmalschutz.
Wir haben die Photovoltaikanlage auf dem Dach denkmalgerecht eingebaut und produzieren damit mehr Strom, als wir selbst benötigen. Die zwei Hackschnitzelheizungsanlagen bestücken wir mit der Biomasse, die in unserem 12,5 Hektar Wald nachwächst.
Einige Überlegungen kamen auch aus Sparsamkeitsgründen: so wollten wir keine Steuern und Abgaben für Regenwasser mehr zahlen und fingen an Regenwasser zu sammeln. Um das gesammelte Regenwasser sinnvoll einzusetzen, bedienen wir nun die 200 Toilettenspülanlagen über einen Sekundärwasserkreislauf.

Bei den Zimmern haben wir den Elektrosmog reduziert. Und der Dielenboden – sehen Sie selbst, die Dielenbretter sind wie vom Baum gewachsen und nicht gerade. Damit gab es bei der Herstellung 20 Prozent weniger Verschnitt. Auf den Fluren haben wir zwar aus Schallschutzgründen Teppichboden. Aber dieser ist zu fast 100 Prozent aus Mais und kann nach sieben Jahren, wenn er abgenutzt ist, sogar verfüttert werden. Wir haben außerdem Biobettwäsche, Biofrotteeware und Biokosmetik – zusätzlich ist fast alles Fairtrade.
Unsere Matratzen sind von der griechischen Firma COCO-MAT, die weltweit unter den zehn besten Matratzenherstellern ist und ihre Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, Metall frei und von Hand herstellen.


Susanne Lunow: Wieviel Mehrkosten hatten Sie durch den Nachhaltigkeitsaspekt pro Hotelzimmer?
Michael Stober: Das kann man so nicht sagen. Wir liegen sogar 50 Prozent unter den Kosten, die ein normaler Hotelbetreiber in seine Zimmer investiert. Das liegt vor allem daran, dass ich hier mit meiner Frau alles selbst ausgesucht und die komplette Bauleitung vor Ort selbst gemacht habe. Da ich aus der Altbausanierung komme, habe ich hierfür die notwendige Kompetenz. Zudem haben wir stets nach einer sparsamen Lösung geschaut und auf Materialtrennung geachtet, so sind z.B die Betonwände mit Naturöl behandelt. Wir bieten eine moderne zeitgemäße Lösung eines Biohotels. Die Kosten für die Betten mit den nachhaltig produzierten COCO MAT Matratzen sind acht Mal so hoch, wie für ein normales Hotelbett. Aber die Haltbarkeit ist auch höher und wir erhalten begeisterte Gastkommentare für den hohen Schlafkomfort.Eigentlich könnten Sie mich eher fragen, um wieviel ich die Preise wegen der Einsparungen aus nachhaltiger Ausrichtung reduzieren konnte.


Susanne Lunow: Sie erzählten mir von drei Vorurteilen, mit denen Sie beim Thema Nachhaltigkeit oft konfrontiert werden: 1) ach, Sie sind Öko? 2) das wird jetzt aber teuer und 3) auf was muss ich bei ihnen verzichten? Was antworten Sie diesen Zweiflern? Was antworten Sie diesen Zweiflern?




Nur ein Drittel der Nachhaltigkeit besteht aus ökologischen Aspekten. Diese bieten aber auch die Chance einer Kostenersparnis. Durch die Sammlung von Regenwasser und Toilettenspülung über den Sekundärwasserkreislauf sparen wir nicht nur die Abwasserkosten, sondern auch ca. 50 Prozent Frischwasserkosten. Der Strom aus der Photovoltaik- anlage rechnet sich ebenfalls.
Wir haben hier insgesamt einen modernen Hotelstandard, bei dem der Gast auf nichts verzichten muss. Im Gegenteil: unsere Küche, der Schlafkomfort und die Ausstattung werden oft gelobt und unsere Gäste wollen Tipps, wie sie sich auch zu Hause nachhaltiger verhalten können.
Einzig die fehlende Klimaanlage ist ein Punkt. Aber selbst hierfür haben wir uns eine Lösung überlegt und in der Bauweise auf ein gutes Raumklima geachtet: der hintere Teil des Gebäudes ist aus sehr weichem Ziegel gebaut, den wir wegen des Denkmalschutzes mit einer Innendämmung aus Kalzium-Silikat-Platten versehen haben. Diese geben Feuchtigkeit zeitversetzt in den Raum ab. Im Neubau ist die Frontseite aus Porotonstein, der durch eine Diffusionsschicht aus Lehm-Gips-Gemisch mit einer offenen Farbe für gutes Raumklima sorgt. Künftig planen wir eine Kühlung mit dem Wasser aus dem See hinter unserem Gelände.

Das Investment für die zwei Hackschnitzelheizungsanlagen á 500 Kilowattstunden liegt 180 000 Euro über dem in eine normale Öl-Gasheizung. Anfangs haben uns die Leute milde belächelt - wie doof wir doch sind. Heute lächeln wir bei jeder Heizkostenabrechnung, denn auch bei kalten Wintern haben wir nicht mehr als 60 000 Euro Heizkosten. Das ist nur halb so viel, wie wir mit einer herkömmlichen Heizungsanlage zahlen müssten. Da können Sie sich leicht ausrechnen, ab wann das rentabel wird.
Das Gesamtprojekt wurde zu einem Drittel (5,5 Millionen) gefördert, ein Drittel durch die Tridos Nachhaltigkeits-Bank finanziert und 7 Millionen haben wir an Eigenkapital eingebracht. Im nunmehr 8. Jahr ist das Prinzip Hoffnung dem Prinzip Glauben gewichen! Wir sind unserer Bank dankbar, dass sie von Anfang an, an uns und unsere Idee geglaubt hat.
Heute kommen ein Viertel unserer Gäste allein wegen der Nachhaltigkeit und wir generieren damit einen jährlichen Umsatz von mehr als 1 Million.


Susanne Lunow: Was würden Sie einem Unternehmer mit einer Bestandsimmobilie empfehlen, wenn er mit Nachhaltigkeit beginnen will?

Michael Stober: Da gibt es keine generelle Lösung. Man muss sich die Örtlichkeit anschauen, zum Beispiel kann ein stehender Grundwasserlevel unter der Immobilie für die Nutzung von Erdwärme genutzt werden, neben Photovoltaik und Blockheizkraftwerk.
In jedem Fall ist ein guter Berater notwendig, auch um die jeweiligen Förderhorizonte für Investitionen zu finden. Es kann natürlich auch jeder selbst bei der ZAB oder ILB nachfragen und man braucht eine gute Hausbank.

Die Investition in die nächste Generation lohnt sich immer. Mal schauen, ob unsere Kinder das mal übernehmen möchten. Unser Sohn (5 Jahre) hat sich gerade eine Krawatte gewünscht und fragt bereits unsere Gäste, ob sie zufrieden sind. Für uns und unsere Mitarbeiter ist Nachhaltigkeit eine Lebenseinstellung und das geht auch auf unsere Gäste über. Wir überlegen immer, wo wir den Gast abholen können, damit er Spaß hat. Die Kommunikation über Nachhaltigkeit ist hierfür besonders wichtig.


Susanne Lunow: Was sind Ihre nächsten Pläne in Sachen Nachhaltigkeit?

Michael Stober: Aktuell unterstützen wir Flüchtlinge, bieten vier zusätzliche Arbeitsplätze zur Integration an und zwei zusätzliche Ausbildungsplätze für Flüchtlingskinder.
Etwas ganz anderes ist eine Futter-Patenschaft für Schweine mit einer Bäuerin aus der Nähe. Damit schließen wir den Produktionskreislauf.

Susanne Lunow: Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und bedanke mich für Ihre Zeit.

Mittwoch, 28. Januar 2015

Best Practice Nachhaltigkeit Green Spa im familiengeführten Hotel


Das Naturhotel Edelweiß Wagrein ist Mitglied der Sleep Green Hotels und wurde als erstes österreichisches Hotel mit dem Energy Globe Award in 2011 ausgezeichnet.


Die Inhaberfamilie Bergmüller investierte in ihren 500 Quadratmeter großen Green Spa 1,2 Mio Euro. Sie entschieden sich aus Überzeugung für die umweltbewusste Passivhausbauweise und die gezielte Investition in die Nachhaltigkeit. Die dafür notwendigen Mehrkosten für die Technik betrugen mit  220 000€ rund 18% der Gesamtkosten.

Frau Bergmüller meint auf die Frage nach ihrer Motivation für die Mehrkosten „Natürlich ist es eine hohe Investition, die sich in unserem Fall nach 24,5 Jahren amortisiert, aber man investiert ja auch in die Zukunft und trägt Verantwortung für den Naturschutz der Region. Und das tun wir gern.“ Sie betont, dass ihrer Familie in der Planung und Umsetzung auch die Regionalität besonders wichtig war, so dass überwiegend ortsansässige Handwerksbetriebe und Zulieferer, wie zum Beispiel für die Holzarbeiten und den Granitfußboden beauftragt wurden, die mit Materialien aus der Region arbeiten.
 
„Wir sind nicht nur Unternehmer, sondern auch Idealisten, die sich der Idee der Nachhaltigkeit verschrieben haben und uns ist es wichtig verantwortungsbewusst, auch für die nächste Generation, zu handeln.
Das geht aber auch nur Schritt für Schritt. So haben wir nach dem Green Spa im letzten Jahr auch in die energiebewusste Ausstattung der Küche investiert. Die rückgewonnene Wärme wird über einen Puffer in das Hallenbad eingeleitet. Bei allen Geräten wurde auf die neueste Technik geachtet um energieeffizient zu arbeiten.
Bisher bietet das Naturhotel Edelweiß in Wagrain im F&B Bereich zunächst ein Frühstück mit einigen Bioprodukten an und konzentriert sich ansonsten –ganz im Sinne der Nachhaltigkeit- auf regionale Lieferanten. „Alles in Bioqualität anzubieten ist nicht unser Ziel, da uns Regionalität wichtiger ist, weil wissen wir, wie alles produziert wird und eine Zertifizierung für viele kleine Betriebe hier oft nicht möglich ist, obwohl sie hohe Qualität oder sogar in Bioqualität produzieren.“

(das Interview führte Susanne Lunow, Januar 2015)
 

Zahlen und Fakten Naturhotel Edelweiss:
Zimmer: 41
Spa: 500 qm
Innenpool: 60 qm
Badeteich: 300 qm

Die Wärmepumpe (mit Tiefenbohrung) amortisiert sich nach 8 Jahren (im Vgl. zu Hackgut und Ölheizung) da Halbierung der Energiekosten- vgl. 220 000 kWh bei Öl= Ersparnis ca. 8150€/Jahr)

Zusätzliche Maßnahmen:
-          Flachdach Intensivbegrünung
-          Gedämmtes Edelstahlbecken
-          Sammelbecken Schwimmbad- und Dusch-Abwasser
-          Zwei Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung und Luftentfeuchtung
 
weitere Informationen: Presse
 
Für einen Austausch steht Ihnen Frau Bergmüller gern persönlich zur Verfügung.

-        Zum Kennenlernen bieten wir außerdem eine Informationsreise zu "Nachhaltigkeit im Tourismus" im 3. Quartal 2015 an, wo wir das Naturhotel Edelweiss Wagrein einbinden werden.

Donnerstag, 18. September 2014

Kick off in die Nachhaltigkeit - Nachhaltigkeitscheck nutzen

Wir führen bei Ihnen vor Ort einen Erst-Termin durch, bei dem mögliche Schwerpunkte und die Herangehensweise an das Thema Nachhaltigkeit definiert und in einem Kurzprotokoll festgehalten werden. Dies gibt Ihnen einen sehr guten Einblick in das, was auf Sie und Ihr Unternehmen individuell zutrifft und zeigt einen Weg auf. Gleichzeitig ist dies die Basis zur späteren Erstellung eines strategischen Planes und weiterer Prozesse. Hier zu den Konditionen...

Montag, 15. September 2014

Mit Nachhaltigkeit bei den Gästen punkten - Artikel Gastgewerbe Magazin

Patrick Peters berichtet in Gastgewerbe Magazin (Ausg. 09/2014) zum Thema Nachhaltigkeit. Wir finden, gut recherchiert und ein toller Einstieg ins Thema. Gastgewerbe Magazin ist das Branchenorgan des DEHOGA und erscheint bundesweit, hier zum Artikel...